Logistikimmobilien: (Ein) Wegbereiter der Energiewende

Experten und Branchenführer kamen auf der Expo Real 2024 zusammen, um die entscheidende Rolle von Logistikimmobilien bei der Unterstützung der Energiewende zu diskutieren. Sie beleuchteten, wie die Integration von Photovoltaikanlagen in Kombination mit Batteriespeichern und Energiemanagementsystemen zu mehr Nachhaltigkeit beitragen und gleichzeitig den drängenden Herausforderungen durch steigende Energiekosten und regulatorische Anforderungen begegnen kann. Die Diskussion unterstrich das Potenzial der Solarenergie für die Zukunft und zeigte gleichzeitig Herausforderungen wie Netzengpässe auf, mit denen die Branche konfrontiert ist. Um diese erfolgreich zu meistern, sind gemeinsame Lösungsansätze gefragt.

Auf der diesjährigen Expo Real in München organisierten Panattoni, führender europäischer Entwickler von Logistik- und Industrieimmobilien, und Sunrock, führender europäischer Entwickler von Photovoltaikanlagen für großflächige Dächer, eine Podiumsdiskussion über die entscheidende Rolle von Logistikimmobilien bei der Energiewende. Die Diskussion mit dem Titel „Logistic Real Estate as the Enabler of the Energy Transition for the Economy of the Future“ moderierte Charles Kingston, Herausgeber und Chefredakteur von REFIRE, einer Plattform für institutionelle Investoren im deutschen Immobilienmarkt. Teil der Diskussionsrunde waren:

  • Dr. Anna Heimsath, Abteilungsleiterin Analyse Module und Kraftwerke am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE
  • Kuno Neumeier, CEO von LOGIVEST
  • Jeroen Gerritsen, Managing Director Panattoni Belgien & Niederlande
  • Georg Brenninkmeijer, Managing Director Sunrock Deutschland

Dr. Heimsath eröffnete die Runde mit einer Keynote, die den Ausgangspunkt für die Diskussion bildete. Sie ging dabei auf die ehrgeizigen Klimaziele Deutschlands ein, die bis 2045 die CO2-Neutralität anstreben. In ihrem Vortrag betonte sie, dass Solarenergie zum Rückgrat einer kosteneffizienten Energieversorgung wird und Photovoltaikanlagen bereits heute mit konventionellen Energiequellen konkurrieren können. Außerdem hob sie die Bedeutung von Batteriespeicherlösungen als Ergänzung zu Photovoltaikanlagen hervor, um eine flexible und widerstandsfähige Energieversorgung zu gewährleisten. Insgesamt sei entschlossenes Handeln notwendig, um eine fossilfreie Wirtschaft zu erreichen – auch im Bereich von Immobilien und Logistik.

Herausforderungen für den Logistikimmobiliensektor

Das Podium befasste sich zunächst mit den Herausforderungen, denen sich der Logistikimmobiliensektor angesichts der aktuellen geopolitischen Lage, die die Energiekosten in die Höhe getrieben hat, stellen muss. In diesem Zusammenhang wurde deutlich, wie wichtig es ist, logistische Abläufe mit Energiemanagementstrategien zu verknüpfen. Die anhaltende Energiekrise hat bestehende Abhängigkeiten deutlich gemacht und zeigt den Bedarf an lokalen Lösungen. Die Installation von Photovoltaikanlagen auf Dächern kann dazu beitragen, diese Problematik zu entschärfen, und gleichzeitig Strom für E-Mobilität bereitstellen. Zudem werden die regulatorischen Anforderungen an Logistikimmobilien immer strenger. Ein integriertes System, das Photovoltaik- und Batteriespeicherlösungen kombiniert, ermöglicht lokale Energieerzeugung, erhöht die Unabhängigkeit und Kosteneffizienz und trägt gleichzeitig dazu bei, Nachhaltigkeitsanforderungen wie ESG-Kriterien zu erfüllen.

Zukunftspotenzial von Photovoltaikanlagen

Die Diskussion ging dann auf das Zukunftspotenzial von Photovoltaikanlagen ein. Kuno Neumeier erklärte, dass von 2012 bis 2022 in Deutschland rund 30 Millionen Quadratmeter Dachfläche geschaffen wurden, die für PV-Anlagen geeignet sind. Bei entsprechender Ausstattung könnten auf diesen Dächern bis zu 2,5 Terawattstunden Solarenergie erzeugt werden – genug, um alle in Deutschland zugelassenen Elektrofahrzeuge für 18.000 Kilometer zu laden, was zu einer jährlichen Reduzierung von fast einer Million Tonnen CO2-Emissionen führen würde.

Allerdings sind nicht alle bestehenden Gebäude für PV-Anlagen geeignet, und eine der größten Herausforderungen besteht darin, die notwendige Infrastruktur für die Einspeisung von Energie ins Netz zu gewährleisten. Die Vereinfachung administrativer Verfahren und die Erhöhung der Netzflexibilität sind ebenfalls entscheidende Schritte, um das volle Potenzial der Photovoltaik zu heben. Schlüsselfaktor, um die Effizienz von PV-Systemen zu maximieren, ist zudem das Gleichgewicht zwischen Energieverbrauch und -produktion. Eine weitere Herausforderung besteht darin, Stakeholder wie Investoren von der Wirtschaftlichkeit von PV-Anlagen zu überzeugen. In der Diskussion wurde betont, dass es verschiedene Geschäftsmodelle für die Integration von PV-Anlagen in Logistikimmobilien gibt, mit unterschiedlichen Ansätzen je nach Kundenbedürfnis. Während die genauen Zahlen von Fall zu Fall variieren, lässt sich allgemein sagen, dass Photovoltaikanlagen 40 bis 60 Prozent des lokalen Energieverbrauchs decken können, wobei Batteriespeichersysteme diesen Wert um zusätzliche 15 bis 25 Prozent erhöhen können. Dies schafft durchgehend Mehrwert für Eigentümer und Mieter.

Die transformative Kraft der PV

Das transformative Potenzial der Solarenergie im Bereich Logistikimmobilien wurde von Jeroen Gerritsen am Beispiel des Panattoni Parks Heerlen in den Niederlanden veranschaulicht. Dort installierte Sunrock auf 65.000 Quadratmetern Dachfläche eine Solaranlage, die nicht nur den ansässigen Mieter, sondern auch das 150 Kilometer entfernte Ikazia-Krankenhaus in Rotterdam mit sauberer Energie versorgt. „Dies zeigt, wie Logistikimmobilien eine neue, nachhaltige Rolle übernehmen können, die über Mieter und Eigentümer hinausgeht“, erklärte Gerritsen.

Überwindung von Netzengpässen

Gegen Ende der Diskussion kam das Gespräch auf eine der dringendsten Herausforderungen der Branche zurück: Netzengpässe. Infrastrukturengpässe beschränken oft das volle Potenzial von PV-Anlagen. Während zwar Nachfrage nach großflächigen Systemen besteht, ist es eine große Herausforderung, die erforderlichen Einspeisegenehmigungen zu erhalten. Batteriespeicherlösungen federn dieses Problem ab, doch beispielsweise in den Niederlanden sind nahezu 100 Prozent der Netzkapazität bereits ausgelastet. „Wir wollen große Systeme bauen“, betonte Georg Brenninkmeijer. „In manchen Fällen können Logistikimmobilien jedoch nur einen Hausanschluss erhalten, was ihre Leistungsfähigkeit erheblich einschränkt. Daher muss eine Lösung gefunden werden, und auch politische Entscheidungsträger müssen eingebunden werden, um Fortschritte zu erzielen.“

Eine positive Zukunftsperspektive

Trotz der Herausforderungen zog das Podium eine positive Zwischenbilanz. Photovoltaikanlagen sind auf dem besten Weg, für Logistikimmobilien unverzichtbar zu werden – die Marktanforderungen dafür sind durch immer wichtiger werdende Nachhaltigkeitskriterien, die Bedeutung der Versorgungssicherheit bis hin zu Energieautarkie offenkundig. Zudem besteht die Chance, die Akzeptanz bei Stakeholdern, insbesondere bei Kommunen, zu erhöhen – „richtig umgesetzt können wir eine noch attraktivere Assetklasse schaffen“, so Kuno Neumeier. Außerdem werden aufkommende Innovationen, wie integrierte lokale Energiesysteme, zu mehr Unabhängigkeit führen und dazu beitragen, sowohl Nachhaltigkeitskriterien als auch steigenden Vorschriften gerecht zu werden. Dr. Heimsath schloss mit einem optimistischen Ausblick und betonte: „Herausforderungen muss mit Lösungen begegnet werden“ – ein Gedanke, der bei allen Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmern und im Publikum Anklang fand.

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